Oberlandesgericht Celle
Urt. v. 16.01.2002, Az.: 8 W 319/01
Verzinsungspflicht bei Rückerstattung überzahlter Gebühren bzw. Kosten in Handelsregistersachen; Folgen des Fehlens einer gesetzlichen Regelung über eine Verzinsungspflicht der Landeskasse bei zu erstattenden Gebühren; Zulässigkeit materiell-rechtlicher Verzinsungsüberlegungen; Pflicht des Kostenbeamten zur Beachtung der vorgegebenen Kostenbestimmungen und Gebührentabellen
Bibliographie
- Gericht
- OLG Celle
- Datum
- 16.01.2002
- Aktenzeichen
- 8 W 319/01
- Entscheidungsform
- Urteil
- Referenz
- WKRS 2002, 28050
- Entscheidungsname
- [keine Angabe]
- ECLI
- ECLI:DE:OLGCE:2002:0116.8W319.01.0A
Verfahrensgang
- vorgehend
- LG Hannover - AZ: 26 T 1007/00
- AG Hannover - AZ: 31 HRB 55132
Rechtsgrundlagen
- § 812 BGB
- § 1 KostO
- § 1 Abs. 1 GKG
Fundstelle
- NJW 2002, 1133-1134 (Volltext mit red. LS)
Redaktioneller Leitsatz
Die Landeskasse ist mangels des Bestehens einer gesetzlichen Regelung über eine etwaige Verzinsungspflicht nicht verpflichtet, zurückzuzahlende Gebühren und Kosten in Handelsregistersachen zu verzinsen.
In der Handelsregistersache
hat der 8. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Celle
auf die weitere Beschwerde der Kostenschuldnerin vom 17. Mai 2001
gegen den Beschluss der 6. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Hannover vom 13. Februar 2001
unter Mitwirkung
des Vorsitzenden Richters am Oberlandesgericht .......,
des Richters am Oberlandesgericht ....... und
der Richterin am Amtsgericht .......
am 16. Januar 2002
beschlossen:
Tenor:
Die weitere Beschwerde wird zurückgewiesen.
Diese Entscheidung ergeht gerichtsgebührenfrei, außergerichtliche Kosten sind nicht zu erstatten.
Gründe
Die Kraft Zulassung in der angefochtenen Beschwerdeentscheidung nach § 14 Abs. 3 Satz 2 KostO statthafte und auch im Übrigen zulässige weitere Beschwerde der Kostenschuldnerin ist nicht begründet; die landgerichtliche Beschwerdeentscheidung beruht nicht auf einer Verletzung des Gesetzes (§ 14 Abs. 3 Satz 3 KostO).
In der angefochtenen Beschwerdeentscheidung kommt die 6. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Hannover zu dem wohlbegründeten Ergebnis, dass eine Verzinsungspflicht der Landeskasse wegen überzahlter und daher zu rückzuzahlender/zurückgezahlter Gebühren/Kosten nach der derzeitigen Gesetzes- und Rechtslage im Gebührenansatzverfahren nicht in Betracht kommt. Dabei hat sich das Landgericht auch hinreichend überzeugend mit anderen Auffassungen in Rechtssprechung und Schrifttum auseinander gesetzt. Dass Gerichtskosten - Gebühren und Auslagen - zurückzuzahlen sind, wenn sich, bei der Endabrechnung, eine Überzahlung herausstellt, ist selbstverständlich. Denn derartige Gerichtskosten dürfen nach den einschlägigen Bestimmungen nur in der richtigen Höhe, die sich aus der Kostenordnung und Gebührentabellen ergibt, erhoben werden. Unabhängig von der rechtlichen Einordnung eines "Rückzahlungsanspruchs" des Kostenschuldners fehlt es aber, worauf im angefochtenen Beschluss zu Recht hingewiesen wurde, an einer gesetzlichen Regelung betreffend einer etwaigen Verzinsungspflicht der Landeskasse. Wie eine solche Regelung aussehen kann, zeigt - für einen "Parallelfall" - § 233 a AO betreffend u.a. die Verzinsung von Steuererstattungen. Ohne eine derartige, bislang nicht vorhandene Regelung betreffend die Verzinsung zurückzuzahlender/zurückgezahlter Gerichtskosten ist für Verzinsungsüberlegungen im Kostenansatzverfahren kein Raum. Denn dieses Verfahren nach vorgegebenen Regelungen betreffend die Erhebung von Kosten (Gebühren und Auslagen) "nur nach diesem Gesetz" - vgl. § 1 KostO, entsprechend auch § 1 Abs. 1 GKG - lässt materiell-rechtliche Verzinsungsüberlegungen grundsätzlich nicht zu, mit den damit verbundenen tatsächlichen und rechtlichen Schwierigkeiten - etwa Zinszahlungsvoraussetzungen, Zinszahlungszeitraum, Zinshöhe, usw. - wäre das Kostenansatzverfahren, das von Fachbeamten geradezu massenweise allein nach vorgegebenen Regelungen und Gebührentabellen, ohne materiell-rechtliche Überlegungen, betrieben wird, überfrachtet und überfordert. Kommt also auch hier nicht näher zu untersuchenden materiellrechtlichen Gründen etwa eine Verzinsung von Kostenerstattungsansprüchen in Betracht, müsste das nach der derzeitigen Rechtslage gegebenenfalls in einem entsprechenden Rechtsstreit betreffend etwa den öffentlich-rechtlichen Erstattungsanspruch/"Bereicherungsanspruch" geklärt werden. Der Kostenbeamte ist aber im Kostenansatzverfahren lediglich gehalten, sich an die ihm vorgegebenen Regelungen und Gebührentabellen zu halten, ohne - systembedingt - materiell-rechtliche Überlegungen überhaupt anstellen zu können.
Nach § 14 Abs. 5 KostO ergeht diese Entscheidung gerichtsgebührenfrei und werden außergerichtliche Kosten nicht erstattet.