(abgekürzt gemäß § 267 Abs. 4 StPO)

I.

Der heute 47-jährige Angeklagte ist in dritter Ehe verheiratet und Vater einer heute 21-jährigen Tochter. Er war ab dem 12. Lebensjahr als Halbweise aufgewachsen und beendete 1975 die Hauptschule mit einem Abschluß.

Eine anschließend aufgenommene Ausbildung zum Friseur brach er nach 2 Jahren ab. In der Folgezeit übte der Angeklagte die verschiedensten Tätigkeiten als Selbständiger im Außendienst aus. In den Jahren 1983 bis 1996 war er als sog. "Sprecher" in der Werbeverkaufsfahrtenbranche tätig. Nachdem er im Jahre 1996 seine heutige Ehefrau, die ebenfalls selbständig tätig ist, kennengelernt hatte, betätigte er sich in der Folgezeit im Warenhandel.

Im Jahre 2006 meldete er die Privatinsolvenz an.

Strafrechtlich ist der Angeklagte ausweislich des Bundeszentralregisters bislang wie folgt in Erscheinung getreten:

1. Das Amtsgericht Cloppenburg verwarnte ihn am 02.09.1974 wegen gemeinschaftlicher Fundunterschlagung und erteilte eine richterliche Weisung.

2. Am 21.03.1979 verurteilte ihn das Amtsgericht Cloppenburg wegen versuchter Vergewaltigung und Vergewaltigung zu einer 9-monatigen Jugendstrafe, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde.

3. Das Amtsgericht Cloppenburg verurteilte ihn am 16.04.1980 wegen gefährlicher Körperverletzung sowie vorsätzlicher Körperverletzung unter Einbeziehung der Strafe zu 2.) zu 1 Jahr Jugendstrafe auf Bewährung, die später widerrufen wurde.

4. Am 03.08.1982 verurteilte ihn das Amtsgericht Cloppenburg wegen fortgesetzten Betruges zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 80,00 DM.

5. Das Amtsgericht Mannheim verurteilte ihn am 25.10.1982 wegen Urkundenfälschung in Tateinheit mit Betrug zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu je 30,00 DM.

6. Am 23.07.1984 verurteilte ihn das Amtsgericht Hamburg-Altona unter Einbeziehung der Strafe aus Ziffer 5.) wegen Unterschlagung zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 30,00 DM.

7. Das Amtsgericht Cloppenburg verurteilte ihn am 20.06.1985 wegen Beihilfe zum Vortäuschen einer Straftat zu einer Geldstrafe von 20 Tagessätzen zu je 25,00 DM.

8. Am 30.10.1985 verurteilte ihn das Amtsgericht Kiel wegen veruntreuender Unterschlagung zu einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde.

9. Das Amtsgericht Cloppenburg verurteilte ihn am 30.01.1986 wegen gemeinschaftlich versuchten Betruges zu einer Freiheitsstrafe von 2 Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde.

10. Am 07.04.1988 verurteilte ihn das Amtsgericht Cloppenburg unter Einbeziehung der Strafen aus Ziffer 7.), 8.) und 9.) wegen Betruges sowie wegen Betruges in einem weiteren Fall zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 9 Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde. Ferner wurde wegen Betruges in einem weiteren Fall auf eine 2-monatige Freiheitsstrafe erkannt.

11. Durch Urteil des Amtsgerichts Cloppenburg vom 26.02.1990 wurde wegen Betruges auf eine Freiheitsstrafe von 6 Monaten erkannt, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt und später nach Widerruf teilvollstreckt wurde.

12. Das Amtsgericht Cloppenburg verurteilte ihn am 16.05.1991 wegen Vergehens gegen die Gewerbeordnung zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 40,00 DM.

13. Am 31.08.1992 verurteilte ihn das Kreisgericht Rudolstadt wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 10 Tagessätzen zu je 20,00 DM.

14. Das Kreisgericht Stadtroda verurteilte ihn am 01.02.1993 wegen Betruges zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu je 30,00 DM.

15. Am 21.10.1993 bildete das Amtsgericht Stadtroda aus den Strafen zu Ziffer 13.) und 14.) nachträglich eine Gesamtgeldstrafe von 76 Tagessätzen zu je 28,00 DM.

16. Das Amtsgericht Villingen-Schwenningen verurteilte ihn am 19.06.1995 wegen Betruges zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 30,00 DM.

17. Am 25.07.1996 verurteilte ihn das Amtsgericht Cloppenburg wegen veruntreuender Unterschlagung zu einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde.

18. Das Amtsgericht Cloppenburg verurteilte ihn am 14.10.1996 wegen Betruges zu einer Freiheitsstrafe von 5 Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde.

19. Am 18.02.1997 bildete das Amtsgericht Cloppenburg aus den Strafen zu Ziffer 17.) und 18.) nachträglich eine Gesamtfreiheitsstrafe von 9 Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurden.

20. Das Amtsgericht Oldenburg verurteilte ihn am 19.09.2001 wegen teilweisen gemeinschaftlichen tateinheitlichen Vergehens gegen das UWG in fünf Fällen zu einer Freiheitsstrafe von 10 Monaten, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt und die mit Wirkung vom 07.11.2005 erlassen wurde.

Der Angeklagte befand sich in der vorliegenden Sache aufgrund des Haftbefehls des Amtsgerichts Oldenburg vom 07.12.2006 - Az.: 28 Gs 999 (richtig: 950) Js 62155/06 (2987/06) - in der Zeit vom 14.12.006 bis zur Urteilsverkündung am 23.05.2007 in Untersuchungshaft in der JVA Oldenburg.

II.

A.

Der Angeklagte war unter anderem in den Jahren 2004 und 2005 verantwortlicher Geschäftsführer und Inhaber der Einzelfirma TREND Reisen & Verwaltung Peter Wagner (nachfolgende Fa. Trend) in Hatten-Sandkrug, vormals in Cappeln. Der Angeklagte betätigte sich geschäftsmäßig mit dem Vertrieb und der Durchführung von mehrtägigen Reisen, für die bei sog. "Kaffeefahrten" geworben wurde. Zielgerichtet umwarb der Angeklagte hauptsächlich Rentner sowie ältere und nicht mehr berufstätige Personen mit den Reiseangeboten seines Unternehmens. Um ein besonders günstiges Reiseangebot vorzutäuschen, ließ der Angeklagte die Mehrtagesreisen als kostenlose Gewinn- oder Gratisreisen irreführend bewerben, ohne über die wahre Preisbemessung aufzuklären. Erst nachträglich erfuhren die Kunden, dass sie für die angeblich kostenlose Reise tatsächlich zahlen mussten, um die gebuchte Reiseleistung überhaupt - wie versprochen - zu erhalten.

Um die Reiseangebote in dem von ihm anvisierten Kundenkreis nachhaltig zu bewerben, lockte der Angeklagte seine Kunden zunächst mit irreführenden Werbeschreiben auf Verkaufsveranstaltungen ("Kaffeefahrten"). Alle mittels Massenbriefpost versandten Werbeschreiben sollten beim Empfänger den falschen Eindruck erwecken, Gewinner eines Preises oder Inhaber eines Guthabens zu sein. Hierzu warf der Angeschuldigte Einladungskarten unter der geschäftlichen Bezeichnung wie u.a. "Verwaltungsbüro In-Sol", "Der Größte Reisepartner Nr. 1 in Europa" und "Verwaltungs- und Bearbeitungsbüro", oder ließ in Kenntnis der falschen Gewinnversprechen diese Karten massenhaft versenden.

Tatplangemäß nahmen dann die Empfänger der Werbekarten an der Verkaufsveranstaltung teil, wobei sie unter dem bewusst hervorgerufenen, falschen Eindruck standen, dort einen Gewinn, Preis oder ein Guthaben zu erhalten. Auf der Veranstaltung ließ der Angeklagte von den in seinem Auftrag handelnden Handelsvertretern die Mehrtagesreisen seines Unternehmens bewerben. Die in der Regel älteren Kunden wurden durch unwahre und irreführende Angaben, wonach eine Reise gewonnen wurde oder ihnen ein bedeutender Preisnachlass gewährt werde, dazu gebracht, Reiseverträge für mehrtägige Reisen nach Rügen, Böhmen, Italien oder Antalya abzuschließen. Dabei wurde der wahre Reisepreis durch die Erhebung einer "Beratungs- und Bearbeitungsgebühr" von in der Regel 49,-- EUR pro Person und das nachträgliche Verlangen einer Kaution verschleiert, um die angebotene Reise besonders preisgünstig, nämlich irreführend als kostenlos, erscheinen zu lassen. Auch die gewährten Preisnachlässe von bis zu 100% sind sachlich nicht begründbar und zielten darauf ab, den bei den Beworbenen durch das ursprüngliche Gewinnversprechen verursachten Eindruck der Kostenlosigkeit zu manifestieren und auch auszunutzen.

Tatsächlich handelt es sich bei der erhobenen Beratungs- und Bearbeitungsgebühr um eine Abschlussprovision des Handelsvertreters, welche dieser vom Angeklagten hätte beanspruchen können, was der Angeklagte jedoch deswegen nicht offenlegte, um den irreführenden Eindruck der Kostenlosigkeit der Reise aufrechtzuerhalten.

Die wahre Preisbemessung deckte der Angeklagte erst im Falle einer Stornierung der Reise auf und verlangte dann einen Prozentsatz des tatsächlichen Reisepreises als Stornierungsgebühr. In anderen Fällen verlangte der Angeklagte in Abhängigkeit vom verdeckten Reisepreis ein Anerkenntnis wegen des vollen Reisepreises. Bei Nichtabgabe kündigte der Angeklagte die Reise und verlangte dann Stornierungsgebühren.

Soweit es die Mehrtagesfahrten mit dem Reiseziel Böhmen betrifft, konnte der Angeklagte auf unlautere und wettbewerbswidrige Weise mindestens 2.931 Reiseverträge abschließen, die nachfolgend aufgelistet sind.