Oberlandesgericht Celle
Beschl. v. 24.09.2015, Az.: 1 Ws 452/15 (MVollz); 1 Ws 453/15 (MVollz)

Sicherungsverwahrung: Verbot des Besitzes selbstgebrannter Datenträger nicht zu beanstanden

Bibliographie

Gericht
OLG Celle
Datum
24.09.2015
Aktenzeichen
1 Ws 452/15 (MVollz); 1 Ws 453/15 (MVollz)
Entscheidungsform
Beschluss
Referenz
WKRS 2015, 37434
Entscheidungsname
[keine Angabe]
ECLI
ECLI:DE:OLGCE:2015:0924.1WS452.15MVOLLZ.0A

Verfahrensgang

vorgehend
LG Göttingen - 03.08.2015 - AZ: 62 StVK 43/15

Amtlicher Leitsatz

Die Auffassung, dass selbstgebrannte CDs wegen der Möglichkeit verdeckter Datenübermittlung eine abstrakte Gefahr für die Sicherheit der Anstalt darstellen, der nur mit einem unverhältnismäßig hohen Kontrollaufwand begegnet werden könnte, verletzt weder Art. 3 GG noch das Abstandsgebot.

Tenor:

Die Rechtsbeschwerde des Antragstellers gegen den Beschluss der 62. kleinen Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Göttingen vom 3. August 2015 wird als unzulässig verworfen, weil die Überprüfung des angefochtenen Beschlusses weder zur Fortbildung des Rechts noch zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung geboten ist (§ 116 Abs. 1 StVollzG).

Die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahrens hat der Antragsteller zu tragen (§ 121 Abs. 2 Satz 1 StVollzG).

Der Streitwert wird auf 500 € festgesetzt (§§ 1 Abs. 1 Nr. 8, 52 Abs. 1, 60, 63 Abs. 3 Nr. 2, 65 GKG).

Gründe

Ergänzend bemerkt der Senat:

Die Strafvollstreckungskammer hat die Rechtsprechung des Senats zur Auslegung des unbestimmten Rechtsbegriffs der "Gefährdung der Sicherheit der Anstalt" nach dem Nds. SVVollzG (Beschluss vom 11. Februar 2014 - 1 Ws 585/13 [StrVollz]) beachtet. Sie ist auf der Basis tragfähiger, von der Rechtsbeschwerde nicht angegriffener - und damit für den Senat bindender - Feststellungen zu der Auffassung gelangt, dass selbstgebrannte CDs wegen der Möglichkeit verdeckter Datenübermittlung eine abstrakte Gefahr für die Sicherheit der Anstalt darstellen, der nur mit einem unverhältnismäßig hohen Kontrollaufwand begegnet werden könnte. Dies ist aus Rechtsgründen nicht zu beanstanden; hierdurch sind weder das Abstandsgebot noch Art. 3 GG verletzt.

Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 4. Mai 2011 (BVerfGE 128, 326) zwar ausgeführt, dass die Gestaltung des äußeren Vollzugsrahmens der Sicherungsverwahrung einen deutlichen Abstand zum regulären Strafvollzug erkennen lassen muss; es hat aber auch klargestellt, dass dies nur gilt, soweit Sicherheitsbelange nicht entgegenstehen. Das Abstandsgebot gebietet nicht zwingend, Sicherungsverwahrte auch in Bezug auf den Besitz selbstgebrannter CDs zu privilegieren; ausreichend ist grundsätzlich eine allgemeine Ausgestaltung der Sicherungsverwahrung in deutlichem Abstand zum Strafvollzug, die sich insbesondere auf die Kernbereiche Behandlung, Betreuung und Motivation erstreckt (vgl. OLG Hamm, Beschluss vom 19. November 2012 - 1 Vollz (Ws) 300/12 - ; KG, Beschluss vom 18. Juni 2014 - 2 Ws 123/14 Vollz - ). Keiner dieser Kernbereiche ist vorliegend betroffen.

Soweit der Beschwerdeführer die Senatsentscheidung vom 7. Mai 2014 - 1 Ws 158-161/14 (MVollz) - zum Vollzug einer Maßregel nach § 63 StGB bemüht und meint, daraus ergebe sich ein genereller Anspruch auf Nutzung von Computern im Maßregelvollzug, kann ihm nicht gefolgt werden. Der Senat hat in dem zitierten Beschluss vielmehr entschieden, dass die Ablehnung der Aushändigung und Nutzung eines Computers aus Sicherheitsgründen grundsätzlich möglich ist, jedoch in dem konkreten Einzelfall aufgrund der fehlerhaften Begründung durch das psychiatrische Krankenhaus nicht haltbar war. Hieraus lässt sich für den vorliegenden Fall nichts ableiten.