4.1
Allgemeines
Hauptziel der Naturwaldforschung ist es, durch langfristige Dauerbeobachtung Erkenntnisse über die natürlich ablaufenden Prozesse der Walddynamik zu gewinnen und diese nutzbringend in den praktischen Waldbau und den Naturschutz im Wald einfließen zu lassen. Dieses Ziel kann nur durch die wissenschaftliche Beobachtung, Analyse und Interpretation der ungestörten Entwicklung der Waldgesellschaften auf den wichtigsten Standorten und Standortsabfolgen in Niedersachsen erreicht werden. Hierbei gilt, dass der Naturwald durch Untersuchungen nicht beeinträchtigt werden darf.
Die Naturwaldforschung verfolgt einen interdisziplinären Ansatz. Dementsprechend kommt der NW-FVA auch die Aufgabe zu, die Forschungsarbeit Dritter in den Naturwäldern zu koordinieren und zu dokumentieren. Sie selbst bearbeitet vorrangig die Gehölzkomponente.
Für die gesamte Naturwaldfläche, einschließlich der Naturwaldforschungsflächen, besteht grundsätzlich eine Forschungsoption. Die Forschung soll entsprechend den Finanzmitteln oder den Arbeitskapazitäten, differenziert nach der Bedeutung und der Störungsempfindlichkeit der jeweiligen Fläche mit unterschiedlicher Intensität und unterschiedlichem Erhebungsaufwand erfolgen. Diesem Zweck dient ein Intensitätsstufenkonzept.
4.2
Intensitätsstufenkonzeption für die Naturwaldforschung
Bei der Festlegung von Prioritäten in der Naturwaldforschung stehen der Standortbezug und die Bedeutung der Waldgesellschaften im Vordergrund der Entscheidungen. Die für die jeweiligen Wuchsgebiete wichtigsten Standorte, Standortmosaike und Waldgesellschaften sollen im Rahmen der Naturwaldforschung möglichst vollständig erfasst werden (Repräsentanz). Die Forschungsarbeit ist hier vorrangig und dauerhaft durchzuführen.
Die Dauerbeobachtung der Naturwälder durch die NW-FVA im Zusammenwirken mit der NLF umfasst folgende Elemente:
a) | Gitternetzverpflockung: | in der Regel 100 × 100 m, fallweise 50 × 50 m; |
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b) | Probekreisinventur für: | Baumschicht, Strauchschicht, Verjüngung, Totholz; |
c) | Kernflächeninventur für: | Baumschicht, Strauchschicht, Verjüngung, Krautschicht (nur bei Sondererhebungen), Totholz; |
d) | Luftbildbefliegungen und -auswertungen; |
e) | regelmäßige Beobachtungen, Begehungen und Berichte. |
Im Einzelfall können darüber hinausgehende Sonderinventuren erforderlich werden. Diese werden von der NW-FVA durchgeführt, können aber auch auf andere Kooperationspartner übertragen werden. Der Aufnahmeturnus für die Naturwaldinventuren liegt je nach Entwicklungsphase der Naturwälder zwischen 10 und 20 Jahren und wird von der NW-FVA festgelegt.
Die Intensitätsstufen der Naturwaldforschung werden wie folgt definiert:
Intensitätsstufe I: Naturwälder, die die wuchsgebietstypischen Haupt-Standortkomplexe und die wichtigsten natürlichen Waldgesellschaften repräsentieren und daher eine sehr hohe Bedeutung für die Naturwaldforschung besitzen. Die Naturwaldforschung in dieser Intensitätsstufe erfolgt vorrangig.
Intensitätsstufe II: Naturwälder, die weitere wuchsgebietstypische Standortkomplexe und natürliche Waldgesellschaften repräsentieren und daher von Bedeutung für die Naturwaldforschung sind. Die Forschungsarbeit in dieser Intensitätsstufe erfolgt im Rahmen der gegebenen Finanzmittel bzw. Arbeitskapazitäten.
Intensitätsstufe III: Naturwälder, die aufgrund ihrer Größe, Seltenheit oder anderer Besonderheiten von eingeschränkter Bedeutung für die Naturwaldforschung oder störanfällig sind. Forschungsarbeiten in dieser Intensitätsstufe sollen im Rahmen des gegebenen Finanz- oder Arbeitskapazitätsvolumens nur bei gesonderten Einzelfragestellungen erfolgen. Wiederholungsaufnahmen sind nur als Ausnahme unter Anlegung eines kritischen Maßstabes durchzuführen.
4.3
Naturwaldverzeichnis und -datenmanagement
Die NW-FVA ist verantwortlich für die kartografische Erfassung und Darstellung der Flächen und führt ein aktuelles Verzeichnis aller Naturwaldflächen entsprechend der Anlage. Darin sind nachrichtlich auch die Naturwaldreservate und Naturwälder der Partnerländer der NW-FVA aufzuführen.
Die NW-FVA stellt sicher, dass die im Rahmen der Naturwaldforschung erhobenen Daten aus Waldstrukturaufnahmen und sonstigen Erhebungen in einer waldökologischen Datenbank zusammengeführt, verwaltet, laufend ergänzt, ausgewertet und insbesondere langfristig gesichert werden.