Verwaltungsgericht Göttingen
Beschl. v. 14.05.2013, Az.: 2 B 594/13

Untersagung der Abschiebung; Abschiebung; gesetzliches Abschiebungsverbot; Asylfolgeantrag; Mitteilung des Bundesamtes

Bibliographie

Gericht
VG Göttingen
Datum
14.05.2013
Aktenzeichen
2 B 594/13
Entscheidungsform
Beschluss
Referenz
WKRS 2013, 64469
Entscheidungsname
[keine Angabe]
ECLI
[keine Angabe]

Amtlicher Leitsatz

Leitsatz

Für den Zeitraum von der wirksamen Stellung eines Asylfolgeantrags beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bis zur Klärung durch dasselbe, ob ein weiteres Asylverfahren durchgeführt wird, ist die Abschiebung des betroffenen Ausländers unmittelbar kraft Gesetzes vorübergehend ausgesetzt.

Beachtet die Ausländerbehörde dieses gesetzliche Abschiebungsverbot nicht, ist dem betroffenen Ausländer einstweiliger Rechtsschutz in einem gegen die Ausländerbehörde gerichteten Verfahren zu gewähren.

Gründe

Der bei verständiger Würdigung der Begründung wie tenoriert gestellte Antrag der Antragsteller auf Gewährung einstweiligen Rechtsschutzes gegen die von der Antragsgegnerin für den 15. Mai 2013 vorgesehene Abschiebung in die Russische Föderation ist begründet, denn die Antragsteller haben einen Anordnungsanspruch und einen Anordnungsgrund glaubhaft gemacht, §§ 123 Abs. 3 VwGO, 920 Abs. 2, 294 ZPO. Dies ergibt sich aus folgenden Erwägungen:

Die aufgrund des ablehnenden Bescheides des BAMF vom 30. Juli 2007 (nachgehend Urteil des VG Braunschweig vom 15. Oktober 2007 - 8 A 286/07) vollziehbar ausreisepflichtigen, bis zum heutigen Tage geduldeten Antragsteller haben am 8. Mai 2013 beim BAMF - Referat Außenstelle Braunschweig - einen Asylfolgeantrag gestellt, über den bislang nicht entschieden ist. Auf Nachfrage des Berichterstatters hat der zuständige Einzelentscheider per Email heute mitgeteilt, dass das Vorliegen der Voraussetzungen des § 51 Abs. 1 bis 3 VwVfG zur Zeit noch geprüft werde und eine kurzfristige Entscheidung des Bundesamtes nicht möglich sei.

Daraus folgt, dass die Abschiebung der Antragsteller gemäß § 71 Abs. 5 Satz 2 AsylVfG erst nach einer Mitteilung des Bundesamtes, dass die Voraussetzungen des § 51 Abs. 1 bis 3 VwVfG nicht vorliegen, vollzogen werden darf; eine Abschiebung in einen sicheren Drittstaat ist hier nicht vorgesehen. Zwar ist das Bundesamt aus Gründen der Rechtssicherheit verpflichtet, nach Eingang des Asylfolgeantrags unverzüglich zu prüfen, ob die Voraussetzungen für ein Wiederaufgreifen des Verfahrens vorliegen (Funke-Kaiser, GK-AsylVfG, § 71 AsylVfG Rn. 122). Für den Zeitraum von der wirksamen Antragstellung beim Bundesamt bis zur Klärung durch dasselbe, ob ein weiteres Asylverfahren durchgeführt wird, ist die Abschiebung des betroffenen Ausländers unmittelbar kraft Gesetzes vorübergehend ausgesetzt, wenngleich dessen Ausreisepflicht weiter besteht und diese auch vollziehbar bleibt (Funke-Kaiser, a.a.O., § 71 Rn. 113 m.w.N.). Die Antragsgegnerin kann aus dem Umstand, dass das Bundesamt auf ihre Anfrage vom 8. Mai 2013, ob die gestellten Asylfolgeanträge der für den morgigen Tag geplanten Abschiebung entgegenstehen, bis heute nicht geantwortet hat, keinen gegenteiligen Befund herleiten. Die Ausländerbehörde ist in eigener Verantwortung gehalten, zu jedem Zeitpunkt des Verfahrens zur Aufenthaltsbeendigung zu prüfen, ob die Vollstreckungsvoraussetzungen (weiter) vorliegen; ihr bleibt es dabei unbenommen, beim Bundesamt vorstellig zu werden und auf die erforderliche Mitteilung gem. § 71 Abs. 5 Satz 2 AsylVfG hinzuwirken (vgl. Funke-Kaiser, a.a.O., § 71 Rn. 318.1).

Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO.

Die Streitwertfestsetzung beruht auf §§ 53 Abs. 2 Nr. 1, 52 Abs. 1 GKG (1/2 Auffangstreitwert pro Person).