Anlage ESchV - Methodik zur Einteilung landwirtschaftlicher Flächen nach dem Grad ihrer Erosionsgefährdung durch Wasser und Wind gemäß § 16 Abs. 1 Sätze 2 bis 4 der GAP-Konditionalitäten-Verordnung
Bibliographie
- Titel
- Verordnung über erosionsgefährdete landwirtschaftliche Flächen
- Redaktionelle Abkürzung
- ESchV,NI
- Normtyp
- Rechtsverordnung
- Normgeber
- Niedersachsen
- Gliederungs-Nr.
- 78600
(zu § 2 Abs. 1)
1. Wassererosion
1.1 Ermittlung des Bodenerodierbarkeitsfaktors (K-Faktor)
Der Bodenerodierbarkeitsfaktor K (K-Faktor) wird nach Gleichung 3 bis Gleichung 10 aus DIN 19708 abgeleitet. Zur Ermittlung des bodenartabhängigen Anteils des K-Faktors wird zusätzlich eine an niedersächsische Böden angepasste Ableitung herangezogen (vergl. STEINHOFF-KNOPP & BUG, 2019, LBEG, 2020). Bodenart, Humusgehalt und Skelettanteil werden aus dem obersten Mineralbodenhorizont der bestimmenden Grablöcher der digitalisierten amtlichen Bodenschätzung (Stand: 2018) ermittelt. Die Bodenart des Oberbodens des jeweils bestimmenden Grablochs wird mit dem Übersetzungsschlüssel des Niedersächsischen Bodeninformationssystems in die Bodenarten nach Kartieranleitung KA5 übersetzt. Liegen keine Bodenschätzungsdaten vor, werden die Bodendaten der amtlichen bodenkundlichen Landesaufnahme im Maßstab 1 : 50 000 (BK 50) entnommen.
1.2 Ermittlung des Hangneigungsfaktors (S-Faktor)
Die Hangneigung wird auf der Grundlage des digitalen Höhenmodells DGM 1 der Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen bestimmt. Aus dem DGM 1 sind die Vegetation sowie anthropogene Strukturen herausgerechnet und mit einer Rasterweite von 10 m interpoliert worden. Gemäß DIN 19708, Anhang D, wird jeder Hangneigung ein S-Faktor zugeordnet. Für die Hanglänge wird eine pauschale Länge von ca. 100 m angenommen, die durch den Hanglängenfaktor 2 abgebildet wird.
1.3 Ermittlung des Regenerosivitätsfaktors (R-Faktor)
Der Regenerosivitätsfaktor (R-Faktor) wird gemäß Nummer 4.2 der DIN 19708 aus der vom Deutschen Wetterdienst (DWD) aktualisierten Karte der R-Faktoren für das Zentraljahr 2021 in 1 km2-Auflösung entnommen. Diese Karte der R-Faktoren entspricht der Empfehlung des DWD und steht allen Bundesländern zur Verfügung.
Basis der R-Faktorenkarte bilden Daten der Radarklimatologie (RADKLIM) der Jahre 2001 bis 2017 (DWD, o. J. a). Diese Daten wurden beim DWD aufbereitet und sind gültig für das Zentraljahr 2009. Um die durch den Klimawandel verursachten Veränderungen der Niederschlagscharakteristik (Intensivierung der Niederschläge) abzubilden, wird die vom DWD aktualisierte und auf das Zentraljahr 2021 hochgerechnete Karte der Regenerosivität (DWD, o. J. b) verwendet. Die Hochrechnung beruht auf einer linearen Regression, aus der sich für das Zentraljahr 2021 ein Faktor von 1,17 ergibt. Das bedeutet, dass sich die mittlere Regenerosivität des Zentraljahres 2021 um 17 Prozent im Vergleich zum Zentraljahr 2009 erhöht (DWD, o. J. b).
1.4 Ermittlung der Wassererosionsgefährdungsklasse auf Feldblockebene
Alle Feldblöcke werden in Rasterzellen mit 10 m Kantenlänge aufgeteilt. Durch Multiplikation von K-, S- und R-Faktor mit zwei (K * S * R * 2) wird für jede Rasterzelle ein Wert für die potenzielle Wassererosionsgefährdung errechnet. Die Einordnung des Feldblocks hinsichtlich seiner potenziellen Erosionsgefährdung entspricht dem arithmetischen Mittelwert aller mit ihrem Mittelpunkt in einem Feldblock liegenden Rasterzellen. Auf der Grundlage dieses Mittelwertes wird der Feldblock in seine Wassererosionsgefährdungsklasse nach Anlage 3 der GAP-Konditionalitäten-Verordnung eingestuft.
2. Winderosion
2.1 Ermittlung der Erodierbarkeit des Bodens
Gemäß DIN 19706 wird die Erodierbarkeit des Bodens auf Grundlage der nach DIN 19682-2 oder DIN ISO 11277 ermittelten Bodenart und der nach DIN 4220 klassifizierten organischen Substanz des Oberbodens abgeleitet (DIN 19706, Tabelle 1).
Bodenart und Humusgehalt werden aus dem obersten Bodenhorizont der bestimmenden Grablöcher der digitalisierten amtlichen Bodenschätzung (Stand: 2018) ermittelt. Dazu wird die Bodenart des Oberbodens des jeweils bestimmenden Grablochs mit dem Übersetzungsschlüssel des Niedersächsischen Bodeninformationssystems in die Bodenarten nach Kartieranleitung KA5 übersetzt. Das Gleiche gilt für die Erodierbarkeit von Oberböden von Moor-Tiefkulturen auf Sand und Sandmischkulturen. Liegen keine Bodenschätzungsdaten vor, so werden die Bodendaten der amtlichen bodenkundlichen Landesaufnahme im Maßstab 1 : 50 000 (BK 50) entnommen.
Die Erodierbarkeit der Oberböden ackerbaulich genutzter Moorböden ist als "sehr hoch" (Stufe 5) einzustufen.
2.2 Ermittlung der standortabhängigen Erosionsgefährdung
Die Einstufung der standortabhängigen Erosionsgefährdung in Abhängigkeit von der Stufe der Erodierbarkeit des Bodens und dem Jahresmittel der Windgeschwindigkeit erfolgt nach Tabelle 3 der DIN 19706. Die Daten zum Jahresmittel der Windgeschwindigkeit beruhen auf dem Datenbestand des DWD.
2.3 Ermittlung der Schutzwirkung von Windhindernissen
2.3.1
Klassifizierung der Schutzwirkung
Gemäß DIN 19706, Bild 2, erfolgt die Klassifizierung der Schutzwirkung von Windhindernissen in Abhängigkeit von der Höhe des Windhindernisses für die acht Hauptwindrichtungen. Die Abschätzung der Erosionsgefährdung im Schutzbereich von Windhindernissen erfolgt nach DIN 19706, Tabelle 8.
2.3.2
Ermittlung von Windhindernissen und Ableitung der Schutzbereiche
Als Windhindernis gelten alle Landschaftselemente, die eine windbeeinflussende Höhe haben. Hierbei kann es sich um Linien- (Windschutzhecken, Alleen) oder um Flächenelemente (Wälder, Parks, Ortschaften) handeln. Den erfassten Objekten wird eine typische Höhe zugeordnet:
Wald, Forst | 20 m |
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Gehölz | 15 m |
Wohnbaufläche | 10 m |
Industrie- oder Gewerbefläche | 10 m |
Gebäude | 10 m |
Brücke, Überführung | 10 m |
Hecke, Knick | 8 m |
Neuanpflanzung Hecke | 3 m |
Baumreihe | 10 m |
Feldgehölz | 15 m |
Feuchtgebiet | 10 m |
Feldblockgrenze | 1 m. |
Danach erfolgt für jede Rasterzelle die Ermittlung der Schutzwirkung nach Nummer 2.3.1. Die so erhaltenen acht Werte der Schutzwirkung der Windhindernisse werden entsprechend der Häufigkeit des Auftretens von Windgeschwindigkeiten > 7 m/s für die acht Hauptwindrichtungen im Zeitraum von Februar bis Mai gewichtet und für jede Rasterzelle summiert. Ergeben sich daraus Dezimalstellen, so werden sie bei einem Wert von mindestens 0,5 auf den vollen Wert aufgerundet, im Übrigen abgerundet. Die Lage und die Grundrisse der Windhindernisse werden amtlichen Katastern und Informationssystemen entnommen.
Rasterzellen mit Feldblockgrenzen werden mit Schutzstufe 2 bewertet, Rasterzellen mit Windhindernissen werden mit Schutzstufe 5 bewertet.
2.4 Ermittlung der Winderosionsgefährdungsklasse auf Feldblockebene
Alle Feldblöcke werden in Rasterzellen mit 10 m Kantenlänge aufgeteilt. Für jede einzelne mit ihrem Mittelpunkt in einem Feldblock liegende Rasterzelle wird die Erosionsgefährdungsstufe mit der oben beschriebenen Methodik ermittelt. Ein Feldblock wird insgesamt in die Winderosionsgefährdungsklasse KWind nach Anlage 4 der GAP-Konditionalitäten-Verordnung eingestuft, wenn sich aus dem Median, also für mehr als die Hälfte der Rasterzellen des Feldblocks, die Klasse KWind ergibt.
3. Normen und Regelwerke
AG Bodenkunde (2005): | Bodenkundliche Kartieranleitung. 5. verbesserte und erweiterte Auflage. - Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und Geologische Landesämter der BRD (Hrsg.), Hannover |
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DIN 19708 (2022): | Bodenbeschaffenheit - Ermittlung der Erosionsgefährdung von Böden durch Wasser mit Hilfe der ABAG. - DIN Deutsches Institut für Normung e. V., August 2022 |
DIN 19706 (2013): | Bodenbeschaffenheit - Ermittlung der Erosionsgefährdung von Böden durch Wind. - DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Februar 2013 |
DIN 19682-2 (2007): | Bodenbeschaffenheit - Felduntersuchungen - Teil 2: Bestimmung der Bodenart. - DIN Deutsches Institut für Normung e. V., November 2007 |
DIN ISO 11277 (2002): | Bodenbeschaffenheit - Bestimmung der Partikelgrößenverteilung in Mineralböden - Verfahren mittels Siebung und Sedimentation. - DIN Deutsches Institut für Normung e. V., August 2002 |
DIN 4220 (2008): | Bodenkundliche Standortbeurteilung - Kennzeichnung, Klassifizierung und Ableitung von Bodenkennwerten (normative und nominale Skalierungen). - DIN Deutsches Institut für Normung e. V., November 2008 |
DWD (o.J. a) URL: | https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/wasserwirtschaft/radarniederschlag/_node_radklim_ne_datensatz.html (Stand: 27.09.2023) |
DWD (o.J. b) URL: | https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/wasserwirtschaft/radarniederschlag/radklim_ne_aktualisierung_zentraljahrs.html (Stand: 27.09.2023) |
LBEG (2020): | GeoBerichte 19. Auswertungsmethoden im Bodenschutz. Dokumentation zur Methodenbank des Niedersächsischen Bodeninformationssystems NIBIS. Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Hannover |
Steinhoff-Knopp, B. & BUG, J. (2019): | Aktualisierte K-Faktoren für Niedersachsen. Umsetzung der aktualisierten DIN 19708 im Niedersächsischen Bodeninformationssystem NIBIS. - Bodenschutz 3/2019: 84-89 |
Die DIN-Normen sind beim Beuth-Verlag GmbH, 10772 Berlin, zu beziehen.