Oberlandesgericht Celle
Beschl. v. 10.06.2013, Az.: 311 SsRs 98/13

Umfang der Begründung der Verfahrensrüge bei nicht gewährter Akteneinsicht in die Bedienungsanleitung eines Messgerätes

Bibliographie

Gericht
OLG Celle
Datum
10.06.2013
Aktenzeichen
311 SsRs 98/13
Entscheidungsform
Beschluss
Referenz
WKRS 2013, 38856
Entscheidungsname
[keine Angabe]
ECLI
ECLI:DE:OLGCE:2013:0610.311SSRS98.13.0A

Fundstellen

  • NStZ 2014, 526-527
  • NStZ-RR 2013, 5
  • NStZ-RR 2014, 6
  • NStZ-RR 2014, 5
  • NZV 2014, 6
  • StRR 2013, 299-300
  • VRA 2013, 139
  • VRR 2013, 351
  • zfs 2013, 652-653

Amtlicher Leitsatz

Zum Umfang der Begründung der Verfahrensrüge bei nicht gewährter Akteneinsicht in die Bedienungsanleitung eines Messgerätes

In der Bußgeldsache
gegen pp.
wegen einer Verkehrsordnungswidrigkeit
hat der 1. Senat für Bußgeldsachen des Oberlandesgerichts Celle auf den Antrag des Betroffenen auf Zulassung der Rechtsbeschwerde gegen das Urteil des Amtsgerichts Hannover vom 5. Februar 2013 nach Anhörung der Generalstaatsanwaltschaft durch den Richter am Oberlandesgericht am 10. Juni 2013
beschlossen:

Gründe

Dem Betroffen wird auf seine Kosten Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Frist zur Begründung des Antrags auf Zulassung der Rechtsbeschwerde bewilligt (§ 46 OWIG i. 4 m. § 44 StPO).

Der Zulassungsantrag wird verworfen, weil gegen den Betroffenen eine Geldbuße von nicht mehr als 100 EURO festgesetzt worden und es nicht geboten ist, die Nachprüfung des Urteils zur Fortbildung sachlichen Rechts zu ermöglichen oder das Urteil wegen Versagung des rechtlichen Gehörs aufzuheben (§ 80 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1, Abs. 4 OWiG). Die vom Betroffenen erhobene Verfahrensrüge genügt den Anforderungen aus § 79 Abs. 3 OWiG I. V. m. § 344 StPO nicht. Im Fall der Rege. der Verlegung des rechtlichen Gehörs muss in der Rechtsbeschwerde substantiiert dargelegt werden, was der Betroffene. im Falle seiner Anhörung geltend gemacht hätte (vgl. OLG Hamm, NStZ-RR 1999, 23 [OLG Hamm 11.09.1998 - 2 Ss OWi 1021/98]). Denn nur dann ist das Rechtsbeschwerdegericht in der La-ge zu prüfen, ob die angefochtene gerichtliche Entscheidung auf einer Verletzung des Art. 103 Abs. 1GG beruht und dem Betroffenen tatsächlich rechtliches Gehör verwehrt worden ist. Dies hat zur Folge, dass der Betroffene sich noch nach Abschluss eines Verfahren bis zum Ablauf der Rechtsbeschwerdebegründungsfrist um entsprechende Einsicht in die von ihm begehrten Unterlagen bemühen muss, um aufgrund dann zu gewinnender Erkenntnisse konkret darzulegen, was in der Hauptverhandlung vorgetragen worden .wäre. Beruft sich der Antragsteller darauf, dass ihm aufgrund verwehrter Einsichtnahme in bestimmte Unterlagen dieses gerade nicht möglich ist, muss er sich, damit die Ausnahme von der Ansicht nach § 344 Abs. 2 Satz 2 StPO bestehenden Vortragspflicht gerechtfertigt und belegt wird, jedenfalls bis zum Ablauf der Frist zur Erhebung der Verfahrensrüge weiter um die Akteneinsicht bemüht haben und die entsprechenden Anstrengungen, gegenüber dem Rechtsbeschwerdegericht auch dartun (vgl. OLG Celle, DAR 2013, 283 [OLG Celle 28.03.2013 - 311 SsRs 9/13]; OLG Hamm, Beschluss vom 14. November 2012, 1 RBs 105/12, [...]). Zwar hat der Betroffene ausgeführt, dass er unter dem 2. April 2013 direkt an den Hersteller des Überwachungsgerätes gewendet hat, um von dort eine Bedienungsanleitung zu erhalten. Dies geschah allerdings erst zwei Tage vor Ablauf der Rechtsbeschwerdebegründungsfrist, sodass erwartungsgemäß eine Antwort innerhalb dieses Zeitrahmens nicht mehr erfolgt ist. Damit hat der Betroffene aber nicht alles ihm zumutbare, getan, um an die begehrten Unterlagen zu gelangen. Bereits am 13. März 2ö13 war ihm nämlich bekannt, dass er die Bedienungsanleitung von der Verwaltungsbehörde nicht erhalten wird. Das Verstreichenlassen von drei Wochen, in denen sich der Betroffene an den Hersteller hätte wenden können, kann auch nicht - wie in der Rechtsbeschwerde erfolgt - auf die "dazwischen liegenden Osterfeiertage" nachvollziehbar gemacht werden. Insoweit hätte es Weiterer Ausführungen bedurft, warum das Schreiben an die Herstellerfirma erst zu einem derart späten Zeitpunkt versendet worden ist, dass von vornherein damit zu rechnen war, dass dem Betroffenen die Bedienungsanleitung bis zum Ablauf Rechtsbeschwerdebegründungsfrist nicht zur Verfügung stehen wird Solche Ausführungen sind der Rechtsbeschwerde nicht zu entnehmen, weshalb der Zulassungsantrag als unzulässig zu verwerfen war.

Der Betroffene hat die Kosten des Rechtsbeschwerdeverfahren zu tragen.