Abschnitt 1 NBhVOAMRdErl - 1. Arzneimittel (Therapiestandards) bei schwerwiegenden Erkrankungen
Bibliographie
- Titel
- Niedersächsische Beihilfeverordnung (NBhVO); Arzneimittel
- Redaktionelle Abkürzung
- NBhVOAMRdErl,NI
- Normtyp
- Verwaltungsvorschrift
- Normgeber
- Niedersachsen
- Gliederungs-Nr.
- 20444
Arzneimittel, die bei der Behandlung schwerwiegender Erkrankungen als Therapiestandard gelten (§ 17 Abs. 3 Nr. 4 NBhVO), sind:
- 1.1
Abführmittel nur zur Behandlung von Erkrankungen im Zusammenhang mit Tumorleiden, Megacolon, Divertikulose, Divertikulitis, Mukoviszidose, neurogener Darmlähmung, vor diagnostischen Eingriffen, bei phosphatbindender Medikation bei chronischer Niereninsuffizienz, Opiat- sowie Opioidtherapie und in der Terminalphase;
- 1.2
Acetylsalicylsäure (bis 300 mg/Dosiseinheit) als Thrombozyten-Aggregationshemmer in der Nachsorge von Herzinfarkt und Schlaganfall sowie nach arteriellen Eingriffen;
- 1.3
Acetylsalicylsäure und Paracetamol nur zur Behandlung schwerer und schwerster Schmerzen in Co-Medikation mit Opioiden;
- 1.4
Acidosetherapeutika nur zur Behandlung von dialysepflichtiger Nephropathie und chronischer Niereninsuffizienz sowie bei Neoblase;
- 1.5
Topische Anästhetika und/oder Antiseptika, nur zur Selbstbehandlung schwerwiegender generalisierter blasenbildender Hauterkrankungen (z. B. Epidermolysis bullosa, hereditaria; Pemphigus);
- 1.6
Antihistaminika
- 1.6.1
nur in Notfallsets zur Behandlung bei Bienen-, Wespen-, Hornissengift-Allergien,
- 1.6.2
nur zur Behandlung schwerer, rezidivierender Urticarien,
- 1.6.3
nur bei schwerwiegendem, anhaltendem Pruritus,
- 1.6.4
nur zur Behandlung bei schwerwiegender allergischer Rhinitis, bei der eine topische nasale Behandlung mit Glukokortikoiden nicht ausreichend ist;
- 1.7
Antimykotika nur zur Behandlung von Pilzinfektionen im Mund- und Rachenraum;
- 1.8
Antiseptika und Gleitmittel nur für Patientinnen und Patienten mit Katheterisierung;
- 1.9
Arzneistofffreie Injektions/Infusions-, Träger- und Elektrolytlösungen sowie parenterale Osmodiuretika bei Hirnödem (Mannitol, Sorbitol);
- 1.10
Calciumverbindungen (mindestens 300 mg Calcium-Ion/Dosiereinheit) und Vitamin D (freie oder fixe Kombination)
- 1.10.1
nur zur Behandlung der manifesten Osteoporose,
- 1.10.2
nur zeitgleich zur Steroidtherapie bei Erkrankungen, die voraussichtlich einer mindestens sechsmonatigen Steroidtherapie in einer Dosis von wenigstens 7,5 mg Prednisolonäquivalent bedürfen,
- 1.10.3
bei Bisphosphonat-Behandlung gemäß Angabe in der jeweiligen Fachinformation bei zwingender Notwendigkeit;
- 1.11
Calciumverbindungen als Monopräparate nur
- 1.11.1
bei Pseudohypo- und Hypoparathyreodismus,
- 1.11.2
bei Bisphosphonat-Behandlung gemäß Angabe in der jeweiligen Fachinformation bei zwingender Notwendigkeit;
- 1.12
Levocarnitin nur zur Behandlung bei endogenem Carnitinmangel;
- 1.13
Citrate nur zur Behandlung von Harnkonkrementen;
- 1.14
Dinatriumcromoglycat (DNCG)-haltige Arzneimittel (oral) nur zur symptomatischen Behandlung der systemischen Mastozytose;
- 1.15
E.coli Stamm Nissle 1917 nur zur Behandlung der Colitis ulcerosa in der Remissionsphase bei Unverträglichkeit von Mesalazin;
- 1.16
Eisen-(II)-Verbindungen nur zur Behandlung von gesicherter Eisenmangelanämie;
- 1.17
Flohsamen und Flohsamenschalen nur zur unterstützenden Quellmittel-Behandlung bei Morbus Crohn, Kurzdarmsyndrom und HIV assoziierter Diarrhoen;
- 1.18
Folsäure und Folinate nur bei Therapie mit Folsäureantagonisten sowie zur Behandlung des kolorektalen Karzinoms;
- 1.19
Ginkgo-biloba-Blätter-Extrakt (Aceton-Wasser-Auszug, standardisiert, 240 mg Tagesdosis) nur zur Behandlung der Demenz;
- 1.20
Harnstoffhaltige Dermatika mit einem Harnstoffgehalt von mindestens 5 % nur bei gesicherter Diagnose bei Ichthyosen, wenn keine therapeutischen Alternativen für die jeweilige Patientin oder den jeweiligen Patienten indiziert sind;
- 1.21
Iodid nur zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen;
- 1.22
Iod-Verbindungen nur zur Behandlung von Ulcera und Dekubitalgeschwüren;
- 1.23
Kaliumverbindungen als Monopräparate nur zur Behandlung der Hypokaliaemie;
- 1.24
Lactulose und Lactitol nur zur Senkung der enteralen Ammoniakresorption bei Leberversagen im Zusammenhang mit der hepatischen Enzephalopathie;
- 1.25
Lösungen und Emulsionen zur parenteralen Ernährung einschließlich der notwendigen Vitamine und Spurenelemente;
- 1.26
Magnesiumverbindungen, oral, nur bei angeborenen Magnesiumverlusterkrankungen;
- 1.27
Magnesiumverbindungen, parenteral, nur zur Behandlung bei nachgewiesenem Magnesiummangel und zur Behandlung bei erhöhtem Eklampsierisiko;
- 1.28
L-Methionin nur zur Vermeidung der Steinneubildung bei Phosphatsteinen bei neurogener Blasenlähmung, wenn Ernährungsempfehlungen und Blasenentleerungstraining erfolglos geblieben sind;
- 1.29
Metixenhydrochlorid nur zur Behandlung des Parkinson-Syndroms;
- 1.30
Mistel-Präparate, parenteral, auf Mistellektin normiert, nur in der palliativen Therapie von malignen Tumoren zur Verbesserung der Lebensqualität;
- 1.31
Niclosamid nur zur Behandlung von Bandwurmbefall;
- 1.32
Nystatin nur zur Behandlung von Mykosen bei immunsupprimierten Patientinnen und Patienten;
- 1.33
Ornithinaspartat nur zur Behandlung des hepatischen (Prae-)Coma und der episodischen, hepatischen Enzephalopathie;
- 1.34
Pankreasenzyme nur zur Behandlung chronischer, exokriner Pankreasinsuffizienz oder Mukoviszidose;
- 1.35
Phosphatbinder nur zur Behandlung der Hyperphosphataemie bei chronischer Niereninsuffizienz und Dialyse;
- 1.36
Phosphatverbindungen bei Hypophosphataemie, die durch eine entsprechende Ernährung nicht behoben werden kann;
- 1.37
Salicylsäurehaltige Zubereitungen (mindestens 2 % Salicylsäure) in der Dermatotherapie als Teil der Behandlung der Psoriasis und hyperkeratotischer Ekzeme;
- 1.38
Synthetischer Speichel nur zur Behandlung krankheitsbedingter Mundtrockenheit bei onkologischen oder Autoimmun-Erkrankungen;
- 1.39
Synthetische Tränenflüssigkeit bei Autoimmun-Erkrankungen (Sjögren-Syndrom mit deutlichen Funktionsstörungen [trockenes Auge Grad 2], Epidermolysis bullosa, okuläres Pemphigoid), Fehlen oder Schädigung der Tränendrüse, Fazialisparese oder bei Lagophthalmus;
- 1.40
Vitamin K als Monopräparate nur bei nachgewiesenem, schwerwiegendem Vitaminmangel, der durch eine entsprechende Ernährung nicht behoben werden kann;
- 1.41
Wasserlösliche Vitamine auch in Kombinationen nur bei der Dialyse;
- 1.42
Wasserlösliche Vitamine, Benfotiamin und Folsäure als Monopräparate nur bei nachgewiesenem, schwerwiegendem Vitaminmangel, der durch eine entsprechende Ernährung nicht behoben werden kann (Folsäure: 5 mg/Dosiseinheit);
- 1.43
Zinkverbindungen als Monopräparate nur zur Behandlung der enteropathischen Akrodermatitis und durch Haemodialysebehandlung bedingten nachgewiesenem Zinkmangel sowie zur Hemmung der Kupferaufnahme bei Morbus Wilson;
- 1.44
Arzneimittel zur sofortigen Anwendung
- 1.44.1
Antidote bei akuten Vergiftungen,
- 1.44.2
Lokalanaesthetika zur Injektion,
- 1.44.3
apothekenpflichtige, nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel, die im Rahmen der ärztlichen Behandlung zur sofortigen Anwendung in der Praxis verfügbar sein müssen.