FwDV 10
Feuerwehr-Dienstvorschrift 10
Stand November 2019
Diese Dienstvorschrift wurde vom Ausschuss "Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung" (AFKzV) per Umlaufbeschluss am 8. Juli 2020 genehmigt und den Ländern zur Einführung empfohlen.
(Bei Nachdruck ist die Zustimmung des AFKzV einzuholen. Es ist dann folgender Text
auf der Innenseite der Umschlagseite abzudrucken.)
Druck mit freundlicher Genehmigung des Ausschusses "Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutz
und zivile Verteidigung" (AFKzV).
Inhaltsverzeichnis |
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VORWORT | |
1 BEGRIFF | |
2 ANWENDUNG | |
3 ARTEN | |
4 RETTUNGS- UND ARBEITSHÖHEN | |
5 KOMMANDOS | |
6 ALLGEMEINE EINSATZGRUNDSÄTZE | |
7 STECKLEITER | |
| 7.1 VORNAHME DURCH DREI FEUERWEHRANGEHÖRIGE | |
| 7.2 VORNAHME DURCH ZWEI TRUPPS | |
| 7.3 VORNAHME DURCH EINSTECKEN AM LEITERFUß | |
| 7.4 VORNAHME DURCH AUFSTECKEN | |
| 7.5 AUFSTELLEN OHNE FESTPUNKT | |
| 7.6 EINSATZ ALS HILFSGERÄT | |
| 7.7 EINSATZGRUNDSÄTZE | |
8 DREITEILIGE SCHIEBLEITER | |
| 8.1 VORNAHME DER DREITEILIGEN SCHIEBLEITER | |
9 HAKENLEITER | |
| 9.1 VORNAHME DER HAKENLEITER | |
| 9.2 EINSATZGRUNDSÄTZE | |
10 KLAPPLEITER | |
| 10.1 VORNAHME DER KLAPPLEITER | |
| 10.2 EINSATZGRUNDSÄTZE | |
11 MULTIFUNKTIONSLEITER | |
| 11.1 ALLGEMEINES | |
| 11.2 VORNAHME VON EINER MULTIFUNKTIONSLEITER | |
| 11.3 VORNAHME VON ZWEI MULTIFUNKTIONSLEITERN | |
| 11.4 EINSATZGRUNDSÄTZE | |
12 STEIGEN UND EINSTEIGEN | |
Vorwort
Die bundeseinheitlichen Feuerwehr-Dienstvorschriften wurden zur Anwendung bei allen Feuerwehren des Bundesgebietes zur Einführung empfohlen. Zweck der Feuerwehr-Dienstvorschriften ist es, die erforderliche Einheitlichkeit im Feuerwehrdienst in allen Bundesländern herbeizuführen und für die Zukunft sicherzustellen. Die Feuerwehr-Dienstvorschrift 10 (FwDV 10) gilt für den Einsatz, insbesondere zur Menschenrettung. Sie gilt auch für die Ausbildung.
Die Dienstvorschriften beschränken sich bewusst auf solche Festlegungen, die für Ausbildung und Einsatz der taktischen Einheiten und der einzelnen Feuerwehrangehörigen unbedingt erforderlich sind. Weitergehende Festlegungen sollen im Hinblick auf die angestrebte eigenverantwortliche Mitarbeit aller Beteiligten nicht getroffen werden.
Die bildlichen Darstellungen in der vorliegenden FwDV 10 sagen aus, wie bestimmte Tätigkeiten ausgeführt werden sollen. Soweit Einzelheiten bestimmter Handlungsweisen nicht festgelegt sind, ist im Sinne der Vorschriften zu verfahren. Die hierbei verwendeten Funktionskennzeichnungen dienen zur Verbesserung der Anschaulichkeit einzelner Abläufe. Welche Trupps beziehungsweise Feuerwehrangehörige eine Leiter in Stellung bringen, wird vom Einheitsführer festgelegt.
Neben der FwDV 10 wird auf folgende Regelwerke hingewiesen:
DGUV Vorschrift 1 "Grundsätze der Prävention",
DGUV Vorschrift 49 "Feuerwehren",
DGUV Regel 105-049 "Feuerwehren",
Betriebssicherheitsverordnung,
DGUV Grundsatz 305-002 "Prüfgrundsätze für Ausrüstung und Geräte der Feuerwehr",
DIN VDE 0132 "Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung im Bereich elektrischer Anlagen",
technische Unterlagen der Hersteller (Gebrauchsanleitungen),
einschlägige technische Regeln.
Der Führer einer taktischen Einheit kann von den Regelungen dieser Feuerwehr-Dienstvorschrift abweichen, wenn dies zur Sicherstellung des Einsatzerfolges erforderlich ist.
Die Funktionsbezeichnungen gelten sowohl für weibliche als auch für männliche Feuerwehrangehörige.
1 Begriff
Tragbare Leitern sind Leitern, die auf oder in Feuerwehrfahrzeugen mitgeführt, an der Einsatzstelle von der Mannschaft vom oder aus dem Fahrzeug genommen und an die vorgesehene Stelle getragen werden.
Tragbare Leitern gehören zur Gruppe der Rettungsgeräte.
2 Anwendung
Tragbare Leitern können eingesetzt werden als:
Rettungsweg,
Angriffsweg und
Hilfsgerät.
3 Arten
Genormte Leitern nach DIN EN 1147:
4 Rettungs- und Arbeitshöhen
Abbildung 1: Rettungs- und Arbeitshöhen tragbarer Leitern
5 Kommandos
Die Kommandos bei der Vor- und Rücknahme der Leiter gibt der Truppführer, der den Befehl zur Vornahme der Leiter vom Einheitsführer erhalten hat. Die Ausführung des Befehls kann insbesondere bei der Ausbildung durch Kommandos unterstützt werden.
Der Truppführer bestimmt bei der Vornahme der Steckleiter die Anzahl der benötigten Steckleiterteile.
Unterstützende Kommandos können sein:
Kommandos bei der Vornahme von Leitern
"Leiter - Marsch!"
"Leiter - Halt!"
"Leiter - Ab!"
"Leiter - Steckt ein!"
"Leiter - Richtet auf!"
"Leiter - Zieht aus!"
"Leiter - Legt an!"
Kommandos bei der Rücknahme von Leitern
"Leiter - Legt ab!"
"Leiter - Marsch!"
"Leiter - Halt!"
"Leiter - Ab!"
"Leiter - Auf!"
6 Allgemeine Einsatzgrundsätze
a)
Werden Leitern an oder auf Verkehrswegen aufgestellt, ist auf eine ausreichende Absicherung
zu achten.
b)
Leiterfüße nicht auf ungeeignete Unterlagen wie Kisten, Steinstapel, Tische oder ähnlichem sowie nicht auf weichen oder glatten Untergrund aufsetzen. Erforderlichenfalls gegen Wegrutschen oder Einsinken sichern.
c)
Anlegeleitern sollen mindestens 1 m über die Austrittsstelle hinausragen (mindestens drei Sprossen). Sind andere gleichwertige Möglichkeiten zum Festhalten vorhanden (z. B. Geländerholme, Fensterlaibungen), ist es ausreichend, wenn Leitern bis zur Höhe des Überstiegs reichen. Leitern dürfen nicht über den Auflagepunkt hinaus bestiegen werden.
d)
Leiter an sichere Auflagepunkte anlegen und beim Steigen sichern.
e)
Eine am Gebäude angestellte, unbesetzte Leiter darf nicht ohne weiteres entfernt werden! Insbesondere, wenn die Anleiterbereitschaft mit tragbare Leitern erfolgt.
f)
Das Umfallen und Wegrutschen von unbesetzten Leitern ist durch geeignete Maßnahmen zu verhindern.
g)
Ein Strahlrohr darf von der Leiter aus nur eingesetzt werden, wenn die Leiter am Leiterkopf befestigt ist und der Strahlrohrführer sich zum Beispiel mit dem Feuerwehr-Haltegurt sichert. Auf Einhaltung der Strahlrohrabstände nach DIN VDE 0132 "Brandbekämpfung im Bereich elektrischer Anlagen" ist zu achten. Das Strahlrohr (maximal C-Strahlrohr) darf nur jeweils bis zu einem Winkel von 15° zu den Seiten hin eingesetzt werden. Ruckartiges Öffnen oder Schließen des Strahlrohres ist zu vermeiden.
h)
Schlauchleitungen dürfen nicht auf der Leiter verlegt oder an ihr befestigt werden. Eine Ausnahme ist der Strahlrohreinsatz direkt von der Leiter aus, wobei sofort nach Beendigung des Löscheinsatzes dieser Angriffs- und Rettungsweg freizumachen ist.
i)
Es ist darauf zu achten, dass die maximale Belastung nach Herstellerangaben nicht überschritten wird.
j)
Nach einer unzulässig hohen Belastung ist die Leiter der weiteren Benutzung zu entziehen, auch wenn keine sichtbaren Beschädigungen vorhanden sind.
k)
Schadhafte Leitern sind der Benutzung sofort zu entziehen.
l)
Beim Aufrichten von Leitern beachten, dass elektrische Freileitungen nicht berührt werden dürfen und dass zwischen Leitern beziehungsweise Personen auf Leitern und unter Spannung stehenden Teilen ein Sicherheitsabstand nach DIN VDE 0105-100 eingehalten wird.
m)
Bei Anlegeleitern ist auf den richtigen Anstellwinkel (65° - 75°) zu achten.
n)
Nach jeder Benutzung sind die tragbaren Leitern vom Benutzer einer Sichtprüfung auf Anzeichen von Verschleiß oder Beschädigungen zu unterziehen.
Abbildung 2: Überprüfen des Anstellwinkels
7 Steckleiter
7.1 Vornahme durch drei Feuerwehrangehörige
Wird die Steckleiter durch drei Feuerwehrangehörige vorgenommen, so sind ein Trupp (1) und ein weiterer Feuerwehrangehöriger (2) (beispielsweise der Melder) hierzu erforderlich.
Abbildung 3: Position der Feuerwehrangehörigen bei der Entnahme der Steckleiter
Sie nehmen die Steckleiter, falls erforderlich mit Unterstützung des Maschinisten, vom Fahrzeug. Es werden grundsätzlich alle Steckleiterteile vom Fahrzeug genommen und zur Anleiterstelle getragen.
Der Trupp (1) und der dritte Feuerwehrangehörige (2) tragen die Steckleiter - Leiterfuß voraus - zur Anleiterstelle und legen sie einen Schritt davor ab (bei Steckleitern aus Holz mit der Schrägfläche nach oben).
Abbildung 4: Trageweise der Steckleiter zur Anleiterstelle
Der Truppführer (1) tritt vor den Leiterkopf. Der dritte Feuerwehrangehörige (2) dreht sich um. Der Truppmann (1) geht bis zum Fuß der Steckleiter vor und stellt sich rechts neben die Leiter.
Abbildung 5: Positionswechsel vor dem Zusammenstecken der Steckleiterteile
Die oberen Leiterteile werden bis zum Leiterkopf der darunterliegenden Leiterteile zurückgenommen und in diese eingesteckt. Sollten die Schnappschlösser (Federsperrbolzen) noch nicht verriegelt sein, werden sie durch Drehen zum Einrasten gebracht. Dabei halten der Truppmann (1) und der dritte Feuerwehrangehörige (2) mit jeweils der einen Hand den Leiterfuß an den Schnappschlössern und mit der anderen Hand den Leiterkopf an der dritten Sprosse (siehe Bildausschnitt in Abbildung 6).
Abbildung 6: Zusammenstecken der Steckleiterteile
Werden nur drei Steckleiterteile benötigt, wird jetzt das vierte Leiterteil entfernt.
Die zusammengesteckte Leiter wird gegen einen Festpunkt geschoben, um das Aufrichten
der Leiter zu erleichtern. Sofern kein Festpunkt genutzt werden kann, ist, wie unter
7.5 beschrieben, zu verfahren.
Truppmann (1) und dritter Feuerwehrangehöriger (2) richten die Leiter an den Holmen auf. Der Truppführer (1) unterstützt anfangs am Leiterkopf, geht dann zum Leiterfuß und sichert diesen durch Drücken mit einem Fuß auf die unterste Sprosse.
Abbildung 7: Positionswechsel beim Aufrichten der Steckleiter
Abbildung 8: Aufrichten der Steckleiter
Die Rücknahme der Steckleiter erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
7.2 Vornahme durch zwei Trupps
Die beiden befohlenen Trupps nehmen die Steckleiter, falls erforderlich mit Unterstützung des Maschinisten, vom Fahrzeug. Es werden grundsätzlich alle Steckleiterteile vom Fahrzeug genommen und zur Anleiterstelle getragen.
Abbildung 9: Position der Feuerwehrangehörigen bei der Entnahme der Steckleiter
Die Trupps tragen sie - Leiterfuß voraus - zur Anleiterstelle und legen sie einen Schritt davor ab (bei Steckleitern aus Holz mit der Schrägfläche nach oben).
Abbildung 10: Trageweise der Steckleiter zur Anleiterstelle
Nach Ablegen der Steckleiter erfolgt eine Kehrtwendung. Die oberen Leiterteile werden bis zum Leiterkopf der darunterliegenden Leiterteile zurückgenommen und in diese eingesteckt. Sollten die Schnappschlösser noch nicht verriegelt sein, werden sie durch Drehen zum Einrasten gebracht. Dabei hält der vordere Trupp (2) mit jeweils der einen Hand den Leiterfuß an den Schnappschlössern und mit der anderen den Leiterkopf an der dritten Sprosse (siehe Bildausschnitt in Abbildung 11).
Abbildung 11: Zusammenstecken der Steckleiterteile
Werden nur drei Steckleiterteile benötigt, wird jetzt das vierte Leiterteil entfernt.
Abbildung 12: Abnehmen des 4. Leiterteils
Die zusammengesteckte Leiter wird gegen einen Festpunkt geschoben, um das Aufrichten
der Leiter zu erleichtern. Sofern kein Festpunkt genutzt werden kann, ist, wie unter
7.5 beschrieben, zu verfahren.
Der hintere Trupp (2) richtet die Steckleiter an den Holmen auf. Der andere Trupp (1) sichert den Leiterfuß jeweils durch Drücken mit einem Fuß auf das untere Holmende.
Abbildung 13: Positionswechsel beim Aufrichten der Steckleiter
Abbildung 14: Aufrichten der Steckleiter
Die Rücknahme der Steckleiter erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
7.3 Vornahme durch Einstecken am Leiterfuß
Bei der Vornahme einer Steckleiter auf engem Raum wird sie durch Einstecken am Leiterfuß verlängert. Die Steckleiter wird möglichst nahe zur Anleiterstelle gebracht. Die Leiterpaare werden dort auseinandergenommen.
Der Trupp erfasst ein Leiterteil (bei Steckleitern aus Holz mit der Schrägfläche zum Objekt), hebt es - an den Schnappschlössern und an den Holmen greifend - hoch und legt es möglichst schräg an das Objekt an. Beim Hochheben soll möglichst lange mit jeweils einer Hand an die Holme gegriffen werden, um ein seitliches Kippen der Leiter zu verhindern.
Abbildung 15: Anheben eines Leiterteils
Ein weiteres Leiterteil wird vom dritten Feuerwehrangehörigen beziehungsweise vom unterstützenden Trupp in die Steckkästen der hochgeschobenen Leiter eingesteckt. Sollten die Schnappschlösser noch nicht verriegelt sein, werden sie durch Drehen zum Einrasten gebracht.
Abbildung 16: Einstecken eines Leiterteils am Leiterfuß
Weitere Leiterteile werden in gleicher Weise am Leiterfuß eingesteckt. Wenn das unterste Leiterteil ein B-Teil ist, soll es mit einem Einsteckteil ausgerüstet sein.
Die Rücknahme der Leiter erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
7.4 Vornahme durch Aufstecken
Bei der Vornahme einer Steckleiter in die Tiefe wird sie durch Aufstecken verlängert. Die Steckleiter wird möglichst nahe zur Anleiterstelle gebracht. Die Leiterpaare werden dort auseinandergenommen.
Der Trupp erfasst ein Leiterteil an den Sprossen und lässt es bis zur drittletzten Sprosse nach unten hinab. Der Trupp hält das Steckleiterteil an der Sprosse mit jeweils einer Hand fest.
Abbildung 17: Halten des abgelassenen Leiterteils
Ein weiteres Steckleiterteil wird von einem dritten Feuerwehrangehörigen beziehungsweise vom unterstützenden Trupp aufgesteckt. Dabei erfasst der erste Trupp mit der zweiten Hand die Schnappschlösser des oberen Leiterteils. Er führt nun die Leiterteile zusammen. Sollten die Schnappschlösser noch nicht verriegelt sein, werden sie durch Drehen zum Einrasten gebracht.
Abbildung 18: Aufstecken eines Leiterteils
Danach wird die Leiter weiter nach unten herabgelassen und der Vorgang wiederholt,
bis die Steckleiter auf dem Boden steht.
Die geeignete Ausrichtung zum Steigen der Leiter kann durch seitliche Bewegungen am
Leiterkopf erreicht werden.
Bewegen sich die Feuerwehrangehörigen bei der Vornahme der Steckleiter im absturzgefährdeten Bereich, ist eine Sicherung nach FwDV 1 vorzunehmen.
7.5 Aufstellen ohne Festpunkt
Sollte es keine Möglichkeit geben, die Steckleiter beim Aufrichten gegen einen Festpunkt zu schieben, muss die Leiter am Leiterfuß abgestützt werden.
Abbildung 19: Abstützen des Leiterfußes durch einen (oben) und durch zwei Feuerwehrangehörige (unten)
7.6 Einsatz als Hilfsgerät
Die Steckleiter kann außerdem als Hilfsgerät, zum Beispiel als Schlauchstütze oder zur besseren Lastverteilung bei der Eisrettung, eingesetzt werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und unter anderem in der FwDV 1 beschrieben. Beim Einsatz als Hilfsgerät sind die zulässigen Belastungsgrenzen zu beachten.
7.7 Einsatzgrundsätze
Grundsätzlich dürfen nicht mehr als vier Steckleiterteile miteinander verbunden werden.
Wenn das unterste Leiterteil ein B-Teil ist, soll es mit einem Einsteckteil ausgerüstet sein.
8 Dreiteilige Schiebleiter
8.1 Vornahme der dreiteiligen Schiebleiter
Die dreiteilige Schiebleiter wird von zwei Trupps vorgenommen. Die beiden Trupps nehmen die Schiebleiter, falls erforderlich mit Unterstützung des Maschinisten, vom Fahrzeug.
Abbildung 20: Position der Feuerwehrangehörigen bei der Entnahme der Schiebleiter
Beide Trupps tragen die Schiebleiter gemeinsam zur Anleiterstelle. Sie wird mit ausgestrecktem Arm an den Sprossen, mit dem Leiterfuß voraus, getragen. Der Trupp (1), der später einsteigt, geht am Leiterkopf.
Abbildung 21: Trageweise der Schiebleiter zur Anleiterstelle
Der Trupp (2) am Leiterfuß legt diesen unterhalb der Anleiterstelle ab.
Der Abstand des Leiterfußes zum Objekt richtet sich nach der Einstiegshöhe.
Faustwerte:
Einstiegshöhe | Abstand zum Objekt |
---|
1. OG | ca. 1,5 m |
2. OG | ca. 3,0 m |
3. OG | ca. 4,5 m |
Der vordere Trupp (2) löst die Halteriemen der Stützstangen, nimmt die Stützstangen hoch und sichert den Leiterfuß mit jeweils einem Fuß auf der unteren Querstange. Der hintere Trupp (1) richtet die Leiter auf. Der vordere Trupp (2) hilft durch Ziehen an den Stützstangen mit. Die Leiter wird nahezu senkrecht, mit leichter Neigung zur Anleiterstelle hin, aufgestellt.
Abbildung 22: Aufrichten der Schiebleiter
Der vordere Trupp (2) sichert die Schiebleiter an den Innenseiten der Stützstangen. Vom anderen Trupp (1) tritt der Truppführer vor die Schiebleiter und achtet auf den sicheren Stand des Leiterfußes. Hierzu setzt er einen Fuß auf die untere Querstange und hält die Schiebleiter von außen an den Holmen. Er überwacht zugleich das Ausziehen der Schiebleiter.
Der Truppmann (1) löst das Zugseil, zieht die Schiebleiter auf die erforderliche Länge aus und achtet auf das Aufsetzen der Fallhaken.
Abbildung 23: Ausziehen der Schiebleiter
Er befestigt das Zugseil mit einem Mastwurf und sichert diesen mit einem Spierenstich.
Der Mastwurf wird um eine Sprosse gebunden.
Abbildung 24: Sichern des Zugseils mit Mastwurf und Spierenstich
Die Schiebleiter wird angelegt und die Stützstangen werden seitlich so ausgerichtet, dass ein Durchbiegen und seitliches Verschieben der Schiebleiter vermieden wird. Die Stützstangen sollen locker auf dem Boden stehen. Der befohlene Trupp (1) steigt auf und ein.
Der andere Trupp (2) sichert beim Steigen die Schiebleiter an den Stützstangen.
Die Rücknahme der Schiebleiter erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Um die Schiebleiter einzufahren, müssen zuvor die Fallhaken durch kontrollierten Zug am Zugseil eingeklappt werden.
Abbildung 25: Sicherung des Zugseils für den Transport
9 Hakenleiter
9.1 Vornahme der Hakenleiter
Die Hakenleiter wird grundsätzlich von einem Trupp eingesetzt. Der zur Vornahme der Hakenleiter befohlene Trupp nimmt die Hakenleiter mit Unterstützung des Maschinisten vom Fahrzeug. Ein Feuerwehrangehöriger trägt sie - Haken voraus und nach innen gerichtet - zur Anleiterstelle.
Abbildung 26: Trageweise der Hakenleiter
Am Objekt wird der Haken ausgeklappt.
Danach wird die Hakenleiter aufgerichtet, an den Holmen hochgehoben und an der vorgesehenen Stelle eingehängt. Hierbei ist auf ausreichend Freiraum unter dem Leiterfuß zu achten, damit die Hakenleiter beim Steigen nicht durch Absacken aufsetzt.
Abbildung 27: Einhängen der Hakenleiter
Die Angehörigen des Trupps steigen nacheinander auf. Der erste Feuerwehrangehörige steigt ein.
Abbildung 28: Steigen der Hakenleiter
Der zweite Feuerwehrangehörige hebt, möglichst auf der Brüstung sitzend, die Hakenleiter an den Holmen hoch und hängt sie im darüber liegenden Geschoss ein. Der erste Feuerwehrangehörige sichert dabei zum Beispiel durch Festhalten am Feuerwehr-Haltegurt.
Beim weiteren Aufwärtssteigen wiederholt sich der Vorgang entsprechend.
An Türmen, die zum Hakenleitersteigen genutzt werden, muss es möglich sein, die Übenden gegen Absturz zu sichern.
Die Rücknahme der Hakenleiter erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
9.2 Einsatzgrundsätze
10 Klappleiter
10.1 Vornahme der Klappleiter
Die Klappleiter kann von einem Feuerwehrangehörigen vorgenommen werden.
Der Feuerwehrangehörige übernimmt die Klappleiter vom Maschinisten und bringt sie zur Anleiterstelle. Sie wird durch leichtes Stoßen auf den Boden auseinandergeklappt und in Stellung gebracht.
10.2 Einsatzgrundsätze
11 Multifunktionsleiter
11.1 Allgemeines
Die Multifunktionsleiter besteht aus zwei Leiterteilen, die mit einem Scharnier gelenkig
verbunden sind, und einem Aufsteckteil.
Abbildung 29: Multifunktionsleiter
Abbildung 30: Aufsteckteil der Multifunktionsleiter
Zwei Multifunktionsleitern lassen sich über Federbolzen variabel zu einer Leiter verbinden. Dabei muss beachtet werden, dass mindestens drei Sprossen übereinanderliegen (überlappen).
Die Multifunktionsleiter kann verwendet werden als:
Stehleiter ohne und mit Aufsteckteil,
Anlegeleiter ohne und mit Aufsteckteil,
zwei Anlegeleitern verbunden ohne und mit Aufsteckteil,
Einhängeleiter,
Dachleiter und
Hilfsgerät.
11.2 Vornahme von einer Multifunktionsleiter
Zur Vornahme von einer Multifunktionsleiter werden drei Feuerwehrangehörige benötigt.
Ein Trupp (1) und ein weiterer Feuerwehrangehöriger (2) tragen die Multifunktionsleiter an den Sprossen - Leiterfuß voraus, Federbolzen nach oben - zur Anleiterstelle und legen sie einen Schritt davor ab.
Eine gestreckte Lagerung von Multifunktionsleitern ist möglich. Dabei entfallen im Weiteren das Aufklappen und Arretieren der Scharnierverschlüsse.
Abbildung 31: Trageweise der Mulitfunktionsleiter
Der dritte Feuerwehrangehörige (2) öffnet die Federbolzen am Leiterfuß und arretiert diese. Der Trupp (1) öffnet die Scharnierverschlüsse und klappt das obere Leiterteil auf. Der dritte Feuerwehrangehörige (2) unterstützt den Trupp (1) beim Anheben des oberen Leiterteils.
Abbildung 32: Aufklappen der Multifunktionsleiter
Der Trupp (1) arretiert anschließend die Scharnierverschlüsse in den dafür vorgesehenen Bohrungen.
Abbildung 33: Arretieren der Scharnierverschlüsse
Der dritte Feuerwehrangehörige (2) entnimmt das Aufsteckteil. Wenn das Aufsteckteil benötigt wird, ist die Multifunktionsleiter durch den Trupp (1) anzuheben und das Aufsteckteil durch den dritten Feuerwehrangehörigen (2) in der erforderlichen Höhe aufzustecken.
Abbildung 34: Aufstecken des Aufsteckteils
Dabei müssen alle vier Einsteckhaken auf den Sprossen der Multifunktionsleiter arretiert sein und die Abhebesicherung einrasten. Multifunktionsleiter und Aufsteckteil müssen mindestens drei Sprossen überlappen.
Abbildung 35: Arretiertes Aufsteckteil
Die Multifunktionsleiter wird gegen einen Festpunkt geschoben, um das Aufrichten der
Leiter zu erleichtern. Sofern kein Festpunkt genutzt werden kann, ist, wie unter 7.5
beschrieben, zu verfahren.
Der Trupp (1) richtet die Multifunktionsleiter an den Holmen auf. Der dritte Feuerwehrangehörige (2) begibt sich zuvor zum Leiterfuß und sichert diesen durch Drücken mit einem Fuß auf die unterste Sprosse.
Abbildung 36: Aufrichten der Multifunktionsleiter
Die Rücknahme der Leiter erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
11.3 Vornahme von zwei Multifunktionsleitern
Zur Vornahme von zwei Multifunktionsleitern werden zwei Trupps benötigt.
Eine gestreckte Lagerung von Multifunktionsleitern ist möglich. Dabei entfallen im Weiteren das Aufklappen und Arretieren der Scharnierverschlüsse.
Beide Multifunktionsleitern werden aufeinanderliegend transportiert. Die Federbolzen der unteren Leiter zeigen beim Transport nach unten und die Federbolzen der oberen Leiter nach oben. Zwei Trupps tragen die Multifunktionsleitern an den Sprossen - Leiterfüße voraus - zur Anleiterstelle und legen sie einen Schritt davor ab.
Abbildung 37: Trageweise der Multifunktionsleitern zur Anleiterstelle
Der Trupp (1) am Leiterkopf nimmt die obere Multifunktionsleiter und legt diese ca. eine halbe Leiterlänge vor der unteren Multifunktionsleiter ab.
Beide Trupps arbeiten zunächst parallel, wie bei der Vornahme von einer Multifunktionsleiter. Das Öffnen der Federbolzen übernimmt der Trupp jeweils selbst.
Abbildung 38: Vorbereiten der Multifunktionsleitern
Die untere Multifunktionsleiter wird nun von beiden Trupps gemeinsam um ihre Längsachse gedreht, sodass die Federbolzen zum Boden zeigen.
Abbildung 39: Drehen der unteren Multifunktionsleiter
Der hintere Trupp (1) verbindet die beiden Multifunktionsleitern über alle vier Federbolzen. Dabei muss beachtet werden, dass mindestens drei Sprossen übereinanderliegen (überlappen). Der zweite Trupp (2) unterstützt am Leiterfuß durch Anheben.
Abbildung 40: Ausrichten der Federbolzen
Abbildung 41: Verbinden der Multifunktionsleitern
Wird das Aufsteckteil benötigt, ist dieses durch den Trupp (1) am Leiterkopf aufzustecken.
Abbildung 42: Aufstecken des Aufsteckteils
Der Trupp (1) am Leiterkopf richtet die Multifunktionsleiter an den Holmen auf. Der Trupp (2) am Leiterfuß sichert diesen durch Drücken mit jeweils einem Fuß auf das untere Holmende.
Abbildung 43: Aufrichten der verbundenen Multifunktionsleitern
Die Rücknahme der Multifunktionsleiter erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
11.4 Einsatzgrundsätze
Bei der Verwendung der Multifunktionsleiter als Stehleiter mit Aufsteckteil dürfen die obersten vier Sprossen nicht betreten werden.
Beim Aufklappen der Multifunktionsleiter besteht am Scharnier Quetschgefahr.
12 Steigen und Einsteigen
Die Sicherung der Leiter gegen Umstürzen übernimmt der steigende Trupp im Allgemeinen selbst (Ausnahme dreiteilige Schiebleiter). Der beim Aufstellen unterstützende Trupp oder Feuerwehrangehörige kann somit für andere Aufgaben eingesetzt werden.
Der Truppführer steigt in der Regel zuerst und der Truppmann sichert die Leiter.
Besteht bei der Sicherung der Leiter die Gefahr des Herabfallens von Gegenständen, ist es möglich die Leiter auch von der dem Gebäude abgewandten Seite zu sichern.
Abbildung 44: Sichern von unten beim Steigen
Sobald der Truppführer ein- oder übergestiegen ist, sichert er die Leiter am Leiterkopf und der Truppmann steigt nach.
Abbildung 45: Sichern am Leiterkopf an einem Fenster
Abbildung 46: Sichern am Leiterkopf von einem Flachdach
Beim Steigen der Leiter ist darauf zu achten, dass der Körperschwerpunkt so nah wie möglich an der Leiter liegt. Die Hände umfassen die Sprossen im Klammergriff, das heißt, die Finger umfassen die Sprosse von oben und die Daumen liegen unter der Sprosse. Es muss darauf geachtet werden, möglichst gleichmäßig und schwingungsfrei zu steigen.
Beim Ein- und Aussteigen in oder aus einer Fensteröffnung setzt sich die Einsatzkraft zuerst auf die Brüstung der Öffnung ("Reitersitz"). Im Einsatz - vor allem bei schlechten Sichtverhältnissen und unbekannten Örtlichkeiten - ist damit zu rechnen, dass sich hinter dem Fenster Hindernisse befinden oder kein tragfähiger Fußboden vorhanden ist. Bevor eingestiegen wird, muss die Tragfähigkeit des Bodens deshalb durch abtasten mit einem Fuß geprüft werden.
Beim Ein-, Aus- und Übersteigen hält sich die Einsatzkraft an den Sprossen fest.
Abbildung 47: Reitersitz
Ist ein seitliches Einsteigen nicht möglich (z. B. in schmalen Fenstern), kann die Leiter auch seitlich am Fenster oder so angestellt werden, dass sie mindestens bis zur Unterkante des Fensters ragt. Hier muss dann über den Leiterkopf gestiegen werden.
Beim seitlichen Einsteigen muss die Leiter durch zwei Feuerwehrangehörige gegen Verrutschen gesichert werden.
Abbildung 48: Einsteigen ohne Leiterüberstand
Abbildung 49: Einsteigen über eine seitlich am Fenster angestellte Leiter